Mountainbiken im Socatal und die Theorie vom rasierten Rennradlerbein
Freitagmittag startete unser Trip ins slowenische Soca Tal. Die Gruppe war bunt gemischt und bestand sowohl aus absolut Ortsunkundigen, zu denen ich auch mich zählen darf, und ein paar guten Kennern der Gegend.
So war der angepeilte Campingplatz Vili in Volarje kein Zufallstreffer, sondern eine sehr gute Wahl. Der Chef persönlich hat uns nach dem Aufstellen der Zelte kulinarisch verwöhnt. Ćevapčići in Slowenien, das hat schon was. Dazu ein Vorspeisenteller, bei dem man daran erinnert wird, dass die italienische Grenze nicht weit ist. Das musikalische Programm war schwer Sixties lastig, wie eine Folge aus "Wunderbare Jahre" aber in Spielfilmlänge.
Die italienische Grenze war auch unser Ziel für den Samstag. Genauer gesagt war es der Matajur, dessen Gipfel sich genau auf der Grenze zwischen Italien und Slowenien befindet. Bis zur Abfahrt hat es etwas länger gedauert als geplant, so richtig rund lief es halt zur frühen Stunde doch nicht. Zum Einfahren passte die Asphaltstrasse ab Livek sehr gut, bald wurde daraus eine Schotterstrasse, die aber gut zu fahren war. Immer mehr änderte sich der Belag zuerst in einen breiten Wiesenweg, der sehr schön war, später dann aber immer schmaler und auch steiler wurde, bis er sich in einen erdigen Trail verwandelt hatte.
Zu der Zeit befanden wir uns bereits knapp unterhalb des Gipfels.
Die letzten Meter sind unfahrbar, behaupte ich jetzt einfach mal. Möglicherweise gibt es Leute, die so was fahren, vorstellen kann ich mir das aber nicht so richtig.
Die Gipfelrast war angenehm - das Panorama genial und die Sonne noch nicht so stark, wie befürchtet. Perfekt für ein kleines Nickerchen! Auch waren sehr wenige Leute unterwegs - ein Biker und eine Handvoll Wanderer, das war's.
Während der Rast hat Rene wieder einen Trail ausgemacht, den er unbedingt probieren wollte. Nach kurzer Absprache und gemeinsamem Start haben wir uns etwa 300 Höhenmeter unterhalb des Gipfels von ihm getrennt, wobei wir uns im Wesentlichen an den ursprünglichen Routenplan gehalten haben.
Der obere Teil der Abfahrt war zwischendurch recht steinig, zwar nicht außergewöhnlich schwierig, aber doch trickreich, da Hindernisse durch Bewuchs und später Licht-Schatten Wechsel teilweise schwer erkennbar waren und es topografisch kaum Gelegenheit zu Verschnaufpausen gab. So waren einige kleine Ausrutscher da und dort eigentlich vorprogrammiert aber Gott sei Dank ohne große Folgen. Weiter unten mündete der Weg in eine Asphaltstrasse, der wir bis zur nächsten Abzweigung folgten, wo Rene bereits auf uns wartete. Temperaturmäßig hatte es mittlerweile ordentlich zugelegt, was irgendwie nicht so recht mit der Schutzbekleidung zusammenpassen wollte.
Der nächste Teil der Route war ein Trail von der feineren Sorte, schön flowig und von der Schwierigkeit eigentlich genau passend. Einzig der stellenweise sehr durchfeuchtete und schmierige, seifige Untergrund hat das Vergnügen etwas getrübt und die Anforderungen hoch gehalten. Im Nachhinein eine gute Entscheidung, dass Matthias mit einem Teil der Gruppe vorher bereits beschlossen hatte, diesen Trail auszulassen und weiter auf der Strasse abzufahren, gab es doch auf dem Trail wieder ein paar Ausrutscher, die teilweise recht schmerzhaft waren.
Weiter unten wurde der Trail wieder breiter bis er im italienischen Savogna endete. Die etwa 15 Kilometer lange Rückfahrt auf Asphalt blieb uns erspart, da wir vor der Abfahrt bereits ein Auto hier abgestellt hatten. Matthias' Gruppe war vor uns in Savogna und hatte in der Zwischenzeit bereits die restlichen Fahrzeuge aus Livek geholt. Die Verkehrskontrolle kurz vorher hat bei den amtshandelnden Carabinieri für etwas Verwirrung gesorgt: PKW in Ö zugelassen - im Fahrzeug keine Spur vom Fahrzeughalter - dafür ein weiterer Österreicher am Steuer, der nicht zum Zulassungsschein passt und zwei Spanier. Glück für mich - ich hätte zwar als Fahrzeughalter gepasst, hätte aber keinen Reisepass dabeigehabt ...
Der Rest des Tages war auch sehr angenehm - Baden in der Soca, gegrillte Forelle zum Abendessen und eine kleine Jam Session am Lagerfeuer. Dabei stellte sich heraus, dass Thomas zwar etwas aus der Übung ist, aber trotzdem super Gitarre spielt und Maria toll singen kann. Wenn da nicht der Wecker schon wieder für 7 Uhr gestellt gewesen wäre, hätte das ganze sicher noch länger gedauert.
Für Sonntag war eine Tour zur Kapella Bes geplant, eine Kapelle unterhalb des Krn zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Die Auffahrt erfolgte zwar zum überwiegenden Teil auf Asphalt, anstrengend war es aber trotzdem. Die Sonne hatte deutlich mehr Kraft als am Vortag und der Teerbelag wirkt bei solchen Bedingungen meist auch nicht gerade als Kühlkörper. Am Ende der Asphaltstrasse nutzten wir die Gelegenheit auf eine kurze Rast bei der Kuhinja Hütte. Dort warteten außerdem Rocío und Carlos auf uns, die dankenswerterweise von Rene geshuttled wurden um etwas Kraft zu sparen. Rene hatte an diesem Tag Hundekinderdienst, am Vortag war Maria mit der kleinen Rika bereits auf Entenjagd.
Der weitere Anstieg war recht knackig, zuerst loser Schotter später teilweise verblockter Wanderweg bis zum höchsten Punkt, einem topographisch unspektakulären Sattel südlich des Krn. Nach einer kurzen Abfahrt kamen wir zur Kapella Bes, wo der Genuss des Panoramas gleich mit einer Riegel- und Fotopause kombiniert wurde. Und ebendort erklärte uns Thomas, das der Grund für die traditionell glattrasierten Rennradlerbeine die Firma Gillette sei, die in den Anfängen der Tour de France Hauptsponsor gewesen sein soll. Die Geschichte hat er mit einem derartigen Ernst vorgetragen, dass ihm das alle geglaubt hätten, wenn er nicht selber für Aufklärung gesorgt hätte.
Keine Zeit zum Einfahren gab es dann wieder auf der Abfahrt, der Weg schlängelte sich steil und in kurz aufeinander folgenden engen Kurven die ersten Meter unter der Kapelle entlang. Etwas weiter unten, nach einer schönen Wiesenquerung wurde der Weg breiter und etwas flacher und führte in Serpentinen durch den Wald. Teilweise war auch hier der Untergrund etwas feucht und das war vermutlich auch der Grund dafür das Rocío kurz vor Ende der Schotterstrasse das Vorderrad ansatzlos weggerutscht ist und sie zu Sturz gekommen ist. Schulter, Wange und Handgelenk schmerzten stark und da nicht erkennbar war, wie schwer die Verletzungen und der Schock wirklich waren, beschlossen wir, ein Auto für die Rückfahrt vom Campingplatz zu holen.
Unser geplanter Abfahrttermin hat sich dadurch zwar etwas verzögert, viel wichtiger war aber, dass beim Zusammenpacken die Beweglichkeit von Rocíos Schulter bereits etwas besser war, was darauf hoffen ließ, dass vielleicht doch keine größeren Folgen zurückbleiben würden. Eine Abklärung am LKH noch am selben Abend war aber sicherheitshalber notwendig und bestätigte diese Hoffnung.
Abgesehen von diesem Zwischenfall war es ein rundum gelungenes Bike Wochenende - perfekt organisiert und geplant - Danke!
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