Donnerstagabend, 22:30 Uhr, die Vorhut macht sich auf den Weg. Ziel: Osp – Slowenien. Grund der Mission: Finger lang ziehen in den Klettergebieten um Osp. Mit von der Partie: Thomas, Hari, Timon, ein Haufen Kletterzeug, und ein T3 mit Soundanlage vom feinsten (die brauch man auch, will man während der Fahrt überhaupt noch etwas von der Musik mitbekommen).
Ach Ja, Pickerlpflicht in Österreich, noch mal runter von der Autobahn (die 2. Tankstelle hat dann auch eins für uns) und wieder rauf auf die Autobahn. Wir stellen fest: Richtung Slowenien wäre zielführender gewesen, aber in Graz waren wir auch schon lange nicht mehr… Außerdem haben wir so mehr Zeit, den guten Speck von Haris Opa zu verkosten. Gut Ding braucht Weil, doch irgendwann kann uns nichts mehr aufhalten und wir brausen Richtung Osp. Fast nichts mehr…
Während der Fahrt setzt Regen ein - und der Scheibenwischer immer öfter aus. Nachdem unsere Bemühungen, in Ljubljana eine Tankstelle mit passendem Werkzeug zu finden, fehlschlagen, befinden wir, dass Scheibenwischer insbesondere bei Regen deutlich überbewertet werden und setzen die Fahrt fort. Einen letzten Versuch, das Problem zu beheben, unternehmen wir auf einem Autobahnparkplatz. Doch leider können uns die freundlichen Menschen, die nachts um halb drei auf dem Parkplatz Autos von ihrem Hänger auf- und abladen auch nicht wirklich weiterhelfen. Trotz bruchstückhafter Verständigung („Chiavi? Si si!“), scheinen wir nicht vom gleichen Thema zu sprechen. Denn während wir noch davon ausgehen, sie suchen uns gerade aus ihrem Werkzeug den passenden Schlüssel heraus, brausen sie davon. Die rumänischen Kollegen neben uns, die ebenfalls Probleme mit ihrem Auto haben, haben ebenfalls das Problem mit dem fehlenden passenden Wekzeug – also was solls, fahren wir halt weiter.
Mit der Zeit artet der Regen aus und macht ein Vorwärtskommen unmöglich, aber wofür ist man in einem Bus unterwegs? Runter von der Autobahn, schlafen gelegt. Der nächste Morgen hält deutlich besseres Wetter (kein Regen) für uns parat, und weiter geht’s: Ziel Süden – Osp. Nach einer kurzen Morgensporteinlage an der Tankstelle (Bus anschieben bringt nicht nur den Bus selbst, sondern auch den Kreislauf erstaunlich gut in Schwung), erreichen wir dann auch noch vor dem Frühstück (immer eine Frage wann man frühstückt) unser heiß ersehntes Ziel: Das urige Dörfchen Osp mit dem gemütlichen Kletterercampingplatz, welches sich mit seinen alten Häuschen an die imposanten Felswände anschmiegt.
Nach einem kurzen Frühstück werden die Felsen unter die Lupe, ääh unter die Fingerkuppen genommen. Trotz ergiebiger Regenfälle in der Nacht sind große Teile der Wand schon wieder komplett trocken und lassen unsere Klettereien zum reinsten Genuss werden. Und in der Nacht hätten wir es uns nicht träumen getraut, aber die Sonne kommt heraus und wir können unsere dicken Schalen abwerfen.
Viel zu schnell ist es dann auf einmal dunkel, ha, immerhin eine Stirnlampe dabei. Noch eine letzte Tour, und runter geht’s zu unserer fahrbaren Küche. Bei einem Feierabendbiertschi werden die Menüpläne diskutiert. Sauerkraut mit Tomatensoße? Oder doch lieber mit Speck und Gnocchi á la Schupfnudeln? Letztendlich entscheidet sich die hungrige Meute für eine gewagte Creación: Nudeln mit Tomatensoße! Scheinbar hat sich die Nachricht von den guten Köchen auf dem Osper Campingplatz herumgesprochen, denn nur wenig nach dem Essen trifft die Nachhut (Sarah, Verena, Marco) aus Graz ein.
Der nächste Morgen beginnt wohl mit Aufwachen und Frühstück, wobei ich vermutlich den ersten Punkt übersprungen habe und den zweiten Punkt eher im Halbschlaf hinter mich gebracht habe, denn so genau erinner ich mich nicht mehr daran. Dann geht’s wieder rauf zum Felsen, ein paar offene Rechnungen vom Vortag begleichen für die einen, für die anderen heißt es erste Bekanntschaften mit den scharfkantigen Platten oder den gutgriffigen steileren Kalkwänden zu schließen. Obwohl die lachende Sonne den Fels auch heute zu einem beliebten Treffpunkt von Kletterern aus aller Herren Länder macht, wird es nicht unangenehm voll. Schmerzen („dolores“) werden von ganzem Herzen („a tout coeur“) auf sich genommern, der „hard rain“ ist uns zum Glück erspart geblieben, das „pretty baby“ wird zur „pretty lady“, und, und, und…
In Slowenien sind die Tage scheinbar deutlich kürzer, anders kann ich mir nicht erklären, wie es auf einmal schon wieder dunkel ist. Diesmal mit einem besseren Pro-Kopf-Stirnlampenverhältnis wird der Rückzug angetreten.
Das Abendessen ist heute ein wahrliches Potpurri an Spezialitäten. Von Vortagspasta als Antipasti über Thunfischsalat, Bratwürschtel mit Kraut bis hin zu einem deliciösen Risotto mit vom Chefkoch Marco eigenhändig geerntetem frischen Parasolpilz. Verschiedene Brot-, Keks- und Schokosorten runden das Menü ab.
Bei einigen regen sich nach dem Essen die Partygene im Blut – ist ja schließlich Samstagabend und wir direkt am Trendspot der Partyszene der umliegenden Kilometer. Wie sehr die Campingplatzkneipe in der Szene angesagt ist, sieht man an zwei parallel laufenden Feiern (kaum zu glauben, aber wahr, in Osp gibt es sogar genügend Platz, dass ein Reisebus parken kann). Überfordert ob der vielen Auswahlmöglichkeiten steuern wir erstmal die Bar an, das ist immer ein guter Ausgangspunkt. Maah, schaut die Fleischplatte aber gut aus… Ein Schnappserl, ein Gespräch in Landessprache von unserem Semilocal und auch wir kommen in den Genuss von dieser herrlichen Grillplatte. War auch dringend nötig, das Abendessen liegt ja schon wieder ein bis zwei Stunden zurück, und die Mägen haben allein beim Anblick trotz vollkommener Sättigung schon zu knurren begonnen. Auf ein Neues hat sich der Szenespot seinen Namen gemacht, denn ein paar von uns verbringen noch eine lustige und lange Nacht auf der Party, während sich die anderen bei den aktuellen und vergangenen Hits in den Schlaf wummern lassen.
Nächster Morgen, Abreisetag. Thomas und Marco werden von ihren Pflichten schon in der früh zurück nach Graz gerufen, die anderen machen sich mehr oder weniger fit wieder auf zu den Felsen. Trotz Regen in der Nacht ist der Fels schon wieder erstaunlich trocken - zumindest bis die ersten Vorsteiger in halber Wandhöhe sind. Eine kurze, kräftige Dusche ändert die Situation schlagartig. Alles halb so schlimm – hatte doch eh noch keiner von uns in der früh geduscht. Und der Fels war nach paar Minuten auch wieder bekletterbar. Letztes Projekt für diesen Klettertrip sollte eine schöne, leicht überhängende Verschneidung sein. Das leicht überhängende hat sich auch als sehr sinnvoll erwiesen, regnet es sich doch jetzt dauerhaft ein und der Überhang hält die Route trocken. Und Projekt – das ist es auch geblieben. Hilft nichts, wir müssen halt bald nach Osp zurück. Nichts lieber als das – denn es war schlichtweg super.
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