Wieder einmal geht´s von der Franz-Josefs-Höhe den nervigen Zustieg zum Glocknerbiwak hoch. Dieses Mal ist Martin, ein junger Kletterpartner aus der Obersteiermark, mit dabei. Nach einer Stunde zieht das Wetter zu und es beginnt zu schneien. Bei der gut ausgetretenen Spur kann man sich aber nicht verlaufen und so sind wir nach drei Stunden am Biwak. Dieses ist für 8 Personen ausgelegt und mit 10 Bergsteigern schon gut gefüllt.
Naja, was soll´s? Wir geben uns mit dem Kochschemel als Schlafplatz zufrieden und stellen uns auf eine lange Nacht ein.
6 Bergsteiger wollen morgen wie wir in die Mayerlrampe einsteigen, 2 in die Pallavicini, was die übrigen 7 Bergsteiger die draußen biwakieren, machen wollen wissen wir nicht. Also mal taktieren…
Es wird wirklich eine laaaaaange Nacht. Erst als die Palla-Anwärter um 2 Uhr starten haben wir mehr Platz und dösen weg. Kurz nach 4 Uhr gehen die ersten zur Mayerl und wir beginnen Tee aufzuwärmen und eine Kleinigkeit zu frühstücken. Um 4 Uhr 45 geht’s für uns los.
Schnell sind wir beim Bergschrund und seilfrei geht es die Einstiegsrinne hoch. Bald danach holen wir die Seilschaft vor uns ein, die bis hierher gute Spurarbeit geleistet hat ;) Wir überholen schnell und spuren die letzten Meter zur eigentlichen Rampe.
Da die nächsten 200 Meter komplett blank sind, kommt das Seil raus und ich starte in die erste Länge. Mann ist das Eis hart! Mir kommt vor, als würde ich auf Fensterglas rumpickeln. Die Unterschenkel brennen schon nach der ersten Länge.
Danach ist das Eis aber besser eingepickelt und wir kommen zügig voran. Obwohl sich teilweise nur kurze Schrauben drehen lassen ist die Absicherung ok und schön langsam kommt auch das Feeling fürs Eisklettern zurück. Die Vorletzte, der 5 Längen wird mit 70 Grad ein bisschen steiler, lässt sich aber auch problemlos klettern. Mittlerweile kommt auch schon die Sonne in die Rampe, trotzdem ist es durch den Wind ziemlich kalt.
Als wir auf der Grögerschneid aussteigen ist es richtig unangenehm. Daher nur schnell eine Jacke drüber, ein paar Schluck Tee und weiter zum Nordwest-Grat der zum Gipfel zieht.
Der Grat bietet trotz leichter Schneeauflage schöne Kletterei bis zum dritten Schwierigkeitsgrad und lässt sich bei Bedarf gut absichern. Zum Ende hin wird der Grat flacher und da der Wind nun deutlich nachgelassen hat genießen wir die letzten Meter zum Gipfel.
Dort angekommen stellen wir fest, dass wir heute die Ersten sind und weit und breit keine anderen Bergsteiger in Sicht. Also Ruhe und Sonne auskosten, essen und trinken und das obligatorische Gipfelfoto knipsen.
Der Abstieg geht dann schnell. Ohne Gegenverkehr bis zum Glocknerleitl, wo die ersten Bergsteiger am Normalweg entgegenkommen und weiter über den ersten, steileren Teil des Hoffmannkees. Danach kommt das Seil in den Rucksack und das Plastiksackerl raus. Draufsetzen – und ab geht die Post! So schnell war ich noch nie auf der Pasterze unten. Was sich wohl die Touris auf der Franz-Josefs-Höhe denken?? Zum Abschluss noch der elende Gegenanstieg zum Parkhaus hoch. Hilft eh nix – Kopf abstellen und gehen! Um halb 12 sitzen wir schon im Wintergarten des Glocknerhauses und lassen bei phantastischem Ausblick und leckerem Mittagsmenü die großartige Runde Revue passieren.
Verwendetes Material: 50 Meter Einfachseil, 3 Expressen, 7 Schrauben (3 kurze), 2 kleine Friends
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