Jeder Sommer geht mal zu Ende. Ein letztes Bergwochenende voll von Hitze, Sonne und endlosen Ausblicken in weite Ferne. Ein erstes Abschiednehmen von den Bergen - die Einstimmung auf den Herbst. Heuer findet an jenem Wochenende die Sonnenuntergangswanderung Sunset II statt. Wir werden nicht die einzigen auf unserem Weg sein die an diesen zwei Tagen dem Sommer Lebewohl sagen. Auch von den Almen die wir durchwandern wird das Vieh ins Tal getrieben und ein letztes Mal wird oben noch gefeiert.
Eine große Gruppe - 13 Leute - findet sich am Samstag in der Früh am Parkplatz Graz-Nord ein. Aufgeteilt auf drei Autos wird es für manche etwas kuschelig, aber schon nach kurzer Fahrt sind wir in Bruck wo wir noch unsere Jausenrationen aufstocken und mittels Kaffee versuchen doch noch wach zu werden bevor es dann losgeht.
Ankunft am Parkplatz in der Jassing. Noch während wir unsere Wanderschuhe anziehen wird auf der Straße unter uns die erste Kuhherde vorbeigetrieben. Der Almsommer ist zu Ende, es ist Zeit für den Abtrieb geworden. Festlich geschmückt traben die Kühe vorbei - ungeschmückt marschieren wir los in die andere Richtung. Hinein in den Jassinggraben zur Neuwaldalm am Fuße der Frauenmauer.
Strahlender Sonnenschein begleitet uns während des Aufstiegs, unsere Gruppe zieht sich immer wieder in Länge. Während einer Jausenpause kurz nach dem Bärlochsattel beschließen ein paar von uns schnell zum Gipfelkreuz des Langsteins emporzusteigen. Zwischen den Latschen tut sich ein Steig für uns auf und am Gipfel werden wir mit einer grandiosen Fernsicht für die Mühen des Aufstiegs belohnt. Wir blicken zurück auf unseren bisherigen Weg sowie über die Hochfläche die wir bald durchqueren werden. Zwischen zwei Bergen blinzelt sogar der Erzberg durch. Unten sehen wir unsere Begleiter rasten.
Nach einem Gipfelfoto kehren wir zu ihnen zurück und gemeinsam geht es weiter. Den ersten Aufstieg haben wir überstanden, jetzt gilt es nur noch leichte An- und Abstiege zu überwinden. Dann die nächste Rast auf der Pfaffingalm. Diese ist bereits verlassen und für den Winter abgesperrt. Vor den Hütten können wir die Sonne genießen bevor wir wieder gemächlich unseres Weges ziehen.
Die Androthalm kündigt sich bereits von weitem durch Gesang und Ziehharmonikamusik an. Hier wird Abschied vom Sommer gefeiert. Auch wir lassen uns an einem der Tische vor der Hütte nieder. Wir rasten nicht wirklich lange, dennoch bricht in der Zeit die wir dort rasten der Großteil der Gäste auf und steigt ein letztes Mal in diesem Jahr ins Tal hinab. Hier sind wir wirklich im letzten Moment vorbeigekommen um die Hütte noch geöffnet vorzufinden. Als wir die letzte Etappe zur Sonnschienhütte in Angriff nehmen ist es bereits ruhig geworden.
Die Sonne versteckt sich immer wieder hinter inzwischen aufgezogenen Wolken und die Sonnschienalm erreichen wir ohne den namensgebenden Schein. Hinein in die Hütte, und erst mal was Trinken. Die Wolken ziehen weiter, wir müssen also nicht im Schatten sitzen sondern genießen unsere Getränke und das wohlverdiente Abendessen im Schein der inzwischen schon untergehenden Sonne. Wirklich Lust jetzt noch wo hinaufzusteigen um den Sonnenuntergang zu betrachten haben wir plötzlich alle nicht mehr. Hier am Balkon der Hütte ist es gerade so gemütlich.
Dennoch, Gudrun und ich spazieren noch auf eine Kuppe am Rand der Alm von wo aus wir die Sonne gerade noch hinter dem nächsten Hügel verschwinden sehen können. Um mehr zu sehen hätten wir schon halb auf den Ebenstein steigen müssen. Da hatte das Abendendessen eindeutig höhere Priorität.
Rasch zurück in die Hütte - ohne Sonne wird es hier droben schnell frisch. Erst mal das Nachtlager beziehen, dann zusammensitzen. Mich zieht es immer wieder vor die Hütte um Fotos zu schießen. Aufziehender Bodennebel, beleuchtet vom Fastvollmond taucht die Alm in eine fantastisch fremdartige Atmosphäre. Ungewohnt früh verschwinden wir dann im Nachtlager, müde genug sind wir vom Aufstieg geworden.
Der neue Morgen begrüßt uns wieder mit strahlendem Sonnenschein. Vom Nebel ist nichts mehr zu sehen, die Alm ist wieder ganz Teil dieser Welt. Frühstücken, Zähneputzen, vor der Hütte zusammenwarten und schon geht es los.
Unsere Wege trennen sich. Die Meisten steigen zum Ebenstein empor, die Anderen wollen den heißen Badetag am Sackwiesensee verbringen. Die erste Strecke zum Ebenstein wandern wir noch durch ein schattiges Tal, doch kaum, dass der Aufstieg beginnt sind wir der Sonne auch schon hilflos ausgeliefert. Noch einmal demonstriert sie ihrer Stärke.
Das Gipfelkreuz erreichen wir schneller als wir geplant hatten, dort jausnen und rasten wir mal, um anschließend noch den richtigen Gipfel aufzusuchen und den Ausblick auf die umliegende Hochschwablandschaft zu genießen. Dann geht es flott hinab, zurück zur Sonnschienhütte. Dort erst mal was trinken, die Hitze der Sonne fordert ihren Tribut. Vor der Hütte wird der Maibaum umgeschnitten. Auch hier der Abschied vom Sommer, ein letztes mal wird gefeiert.
Dann auch der nächste Abschied für uns. Der Großteil der Gruppe bleibt auf der Hütte, um gemeinsam mit der Sackwiesenseegruppe abzusteigen - das Quartett aus meinem Auto hat jedoch noch nicht genug und somit wandern wir auch noch schnell zum See. Da der direkte Weg zu einfach wäre steigen wir am Hinweg zum Plotschboden ab um noch ein paar Bonushöhenmeter mitzunehmen.
Den Umweg zur Häuslalm lassen wir aus und bald schon erreichen wir das Ufer des Sees. Hier war ich schon drei Wochen zuvor, nach einer Hochschwabrunde. Auch heute freue ich mich auf die Abkühlung nach zwei schweißtreibenden Tagen. Lange hält es uns nicht im Wasser. Wie kühl der See doch in letzten drei Wochen geworden ist. Der Herbst lässt wirklich nicht mehr lange auf sich warten. Ein wenig bleiben wir in der Sonne liegen, dann brechen wir auf. Zum letzten Mal an diesem Tag geht es zurück zur Sonnschienalm.
Hier halten wir uns nicht lange auf, inzwischen ist es schon spät geworden. Hinab wandern wir die Russenstraße, wobei wir die Serpentinen soweit möglich am Schinder abkürzen. Zwischen den Bäumen verschwindet die Sonne dann ein letztes Mal und als wir wieder in der Jassing ankommen liegt das Tal bereits im Schatten.
Die Fahrt zurück nach Graz dauert auch noch einige Zeit und als ich endlich wieder zuhause ankomme ist auch hier die Sonne schon untergegangen.
Zwei schöne Tage, zugleich anstrengend und entspannend sind vorbei. Viel neues für mich. Sowohl einen neuen Teil des Hochschwab als auch viele neue, sympathische Leute habe ich kennengelernt. Danke an alle die dabei waren und die Zeit so angenehm gemacht haben. Besonderen Dank an Katl fürs organisieren und planen. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung!
Peter
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