von Johanna Dungl
An einem düsteren
Samstagmorgen machte sich eine Gruppe junger Menschen auf den Weg, um aus nur
ihnen bekannten Gründen die Nacht in einer Schneehöhle zu verbringen.
Zu diesem Behufe quetschten wir uns zu dritt in ein kleines rotes Auto und nutzten nach einer
wenig verheißungsvollen, da verregneten Autofahrt die erstbeste Gelegenheit für
einen kleinen Abstecher und kehrten in einer Filiale einer beliebten
Supermarktkette ein. Schon dort wurde klar, dass mit Werner O. nicht zu spaßen
ist: Der Mann verzehrt bereits zum Frühstück Leberkässemmeln und Pizzaweckerln.
Zimtschnecken, Nusskronen und dergleichen kosten ihn nur ein müdes Lächeln. Da
wollte Martin natürlich gleich mithalten und bestellte sich glatt auch eine
Leberkässemmel. Nachdem er dann aber zirka eine halbe Stunde mit Jammern
verbrachte, weil er sich die honigweichen Lippen am heißen Kaffee verbrannt
hatte, war der Harte-Mann-Effekt gleich wieder verpufft. Seltsamerweise kamen
wir dann auch viiiiel zu spät am Parkplatz an, wo die anderen schon auf uns
warteten. Wie peinlich. Schlussendlich schafften wir es aber doch, uns in
Bewegung zu setzten und schlurften den Forstweg hinauf Richtung
Sonnschienhütte.
Am Parkplatz kurz vor dem Start |
Der Aufstieg verlief bis
auf einen gerissenen Riemen an einem Schneeschuh relativ unspektakulär. Ich
zeichnete mich vor allem durch Tölpelhaftigkeit an eisigen Stellen aus, was mit
HUNDERTPROZENTIGER Sicherheit an den schleißigen Fellen lag. Irgendwann holte
uns dann jemand mit Lichtgeschwindigkeit ein – Mani, wie man erkennen konnte, nachdem
er das Tempo heruntergeschraubt hatte. Mani wollte als einziger Teilnehmer am
selben Tag wieder ins Tal hinunter und hatte den größten Rucksack von allen. Das hätte uns gleich
verdächtig stimmen sollen.
bereits am Plateau angekommen mit Mani dem Blitz |
Weiter ging es bergauf
und nach nicht allzu langer Zeit erreichten wir auch schließlich das Ziel der
ersten Etappe: Die Sonnschienhütte. Dort konnten wir uns erst einmal an
Kraftbrühe (eines von Werners Lieblingswörtern) und dergleichen erwärmen, bevor
wir in der wohligen Wärme des Kachelofens auf den restlichen Teil des Trupps
warteten. Diese Gelegenheit nützte Mani gleich, um aus den unergründlichen
Tiefen seines Rucksacks wunderbare Dinge zu zaubern: Zum Auftakt gab es eine
Probe Muskelgel für alle.
a gmiatliche Partie in der Hütte! |
Nachdem sich alle
gestärkt und aufgewärmt hatten, kamen wir zum wesentlichen Teil unserer
Unternehmung – dem Bau zweier Schneehöhlen. Der Wind blies uns um die Ohren
während wir zaghaft nach einer geeigneten Stelle suchten und schließlich zu
graben begannen. Nach Stunden harter Arbeit waren wir hungrig, teilweise
durchnässt und interessierten uns nicht mehr wirklich dafür, ob das Ding denn
jetzt mitten in der Nacht über unseren Köpfen kollabieren würde.
am Weg Richtung Biwakplatz |
"unsere wunderbare Wechte!" |
des wird NIE was!! |
des WIRD was!!!! :-D |
Die erste
Gruppe bezog in Windeseile ihre Höhle, während die anderen noch ein bisschen
schaufeln mussten. Sofort wurden wir von wohliger Wärme umgeben. Zum Glück,
kann man nur sagen, denn einige von uns waren nur mit der Frequency-Ausrüstung
angerückt oder hatten sich gar nicht erst die Mühe gemacht, überhaupt einen
Schlafsack (!) mitzuschleppen. Andi schaffte es tatsächlich, uns den restlichen
Abend in dem Glauben zu lassen, er würde bloß im Biwaksack schlafen...
Mama Martin machte sich
auch sogleich daran, Suppe für alle zu kochen und versorgte uns mit allem, was
das Herz begehrt. Unterstützt wurde er dabei von Mani und hier wurde ganz
schnell klar, warum der Mann einen Rucksack, der von der Größe her für eine
Woche Überlebenstraining in der Arktis konzipiert war, in solch luftige Höhen
geschleppt hatte. Wie von Zauberhand erschienen daraus plötzlich allerlei
Dinge: Marokkanisches Couscous (!), Wein, Weinbecher, Wärmepads und vieles
mehr.
wahrer Einsatz! Danke! |
Unterdessen war uns
aufgefallen, dass die andere Schneehöhle nicht weit von unserer sein konnte, da
wir dumpf Stimmen hören konnten. Werner schritt sogleich zur Tat und sondierte
die Nachbarhöhle. Es stellte sich heraus, dass die Zwischenwand nur 20 cm maß.
Ein Guckloch war sogleich gebohrt, doch da es den Nachbarn zu sehr zog und sie
auf unseren Dunst nicht sehr erpicht waren, war das Guckloch ebenso schnell
wieder verschlossen. Irgendwann fühlte sich Werner dazu veranlasst, den
Nachbarn höchstpersönlich einen Besuch abzustatten, um nach dem Rechten zu
sehen. Um seine Autorität zu unterstreichen, beschloss er, das nur in langen
Unterhosen bekleidet zu tun – ein sehr wirkungsvolles Mittel, wie ich finde.
Wir goutierten in der Zwischenzeit weiter fröhlich Zirbenschnaps (ich pries zum
ca. hundersten Mal halbherzig meinen Büffelgrasvodka an), labten uns im
Kerzenschein an Suppe und Couscous und genossen die wohlige Wärme.
schen woam! Im Hintergrund zu sehen unsere Durchreiche. |
Nachdem es aber noch
nicht so spät war und Schlaf sowieso mit verschwendeter Lebenszeit
gleichzusetzen ist, beschloss der harte Kern, der Hütte noch einen Besuch
abzustatten. Die weniger Harten der Harten nutzten die Gelegenheit gleich, um
zivilisiert ihre Blasen zu entleeren und sich die Zähne zu putzen. Der Besuch
der Hütte machte sich dann vor allem wegen der Rückkehr zu unseren Höhlen
bezahlt. Feuchtfröhlich wankten wir unter sternenklarem Himmel dem hinterher,
der am meisten getrunken und seine Stirnlampe nicht eingeschaltet hatte. Vor
dem Eingang zur Höhle bot sich dann ein sagenhafter Anblick: Der Schein der
Kerze schimmerte durch das Luftloch, während der Wind den Schnee durch die
sternenklare Nacht wirbelte. Fehlte nur noch der Coca-Cola-Schriftzug am
Himmel.
Irgendwann schaffte es
Mani dann auch tatsächlich, die Rückkehr ins Tal anzutreten und wir verzogen
uns in unsere Höhlen. Werner ließ abermals den harten Kerl heraushängen und
führte eindrucksvoll vor, wie es richtige Bergfexe mit der Mundhygiene halten.
Ein Schluck Tee aus der Thermoskanne, einmal gegurgelt, fertig. Vor dem
Schlafengehen gelang es mir dann auch endlich, ein bisschen was von meinem
verschmähten Büffelgrasvodka anzubringen. Dann begaben wir uns alle in die
Löffelchenstellung, wunderten uns noch über die gebauschten Schlafsäcke und
wurden schließlich vom Schlaf übermannt. Zumindest ich. Die anderen verbrachten
wohl noch einige Minuten im Schockzustand, da sie sich nicht erklären konnten,
wie ein weibliches Wesen von so geringer Körpergröße so laut schnarchen konnte.
Dabei hätte ihnen meine vulgäre Ausdrucksweise eigentlich schon als Indiz für
meine unfeine Art dienen können.
Am nächsten Morgen
erwachten wir bei strahlendem Sonnenschein. Sofort wurde eine Frühstückscouch
im Freien eingerichtet. Auch hier zeigte sich wieder, dass mit Werner nicht zu
spaßen ist – Erdäpfelgulasch zum Frühstück. Mindestens.
So lässt sichs leben!! |
Danach gruben wir ganz
vorbildlich ein Schneeprofil und Martin hielt einen wunderbaren Vortrag. Und
weil es so schön war, ließen wir uns auch gleich noch zu einer Suchübung mit
Pieps hinreißen. Und nachdem es niemandem gelungen war, die Schneehöhle zum
Einsturz zu bringen, platzierten wir kurzerhand ein paar Gegenstände sowie ein
menschliches Lebewesen darin, um Sondierübungen zu machen. Nachdem wir so brav
unsere Hausübungen gemacht hatten, war nicht mehr wirklich Zeit für einen
Gipfel und wir setzen uns in Bewegung Richtung Tal. Auf Geheiß der Schneeschuhgeherinnen
demonstrierte ich bei der Abfahrt bereitwillig, wie man kopfüber in den Schnee
fällt und aus den Schiern kippt.
a super Partie!!!!!! |
Zum Abschluss kehrten
wir im Tal noch in einem Gasthof ein, wo einer nach dem anderen am Tisch
einschlief. Alles in allem also ein gelungenes Wochenende. Nur dieser Yeti,
diese sagenumwobene Figur, hatte sich kein einziges Mal blicken lassen...
Wuuuuunderbar geschrieben - dafür gibts eindeutig KEINE Watschn!
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